Sonntag, 5. Dezember 2010

Schallplatten-Nostalgie: Hildegard Knef




Nur eine einzige Schallplatte von Hildegard Knef  (1925-2002) kam mal zu mir durch die Paketkontrolle der rotfaschistischen DDR. Das war Ende der 70er Jahre. Was das SED-Gesindel gegen diese Künstlerin hatte, dies ist mir schleierhaft, aber Faschisten finden halt alles zuwider was nicht in ihre kleinbürgerliche Denkweise paßt. Hildchen Knef war wohl die vielseitigste Künstlerin der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Wolfgang Staudtes 1946 bei der DEFA gedrehter Film „Die Mörder sind unter uns“, wo Hildegard Knef die weibliche Hauptrolle spielte, ist wohl der beste Film der das ganze Dilemma der Deutschen, bis in unsere Gegenwart hinein, zeigt.

Die Handlung des Films (Auszug aus Wikipedia): „Der Film spielt im Jahr 1945 im zerbombten Berlin. Der ehemalige Militär-Chirurg Dr. Hans Mertens (Ernst-Wilhelm Borchert) kehrt nach dem Krieg zurück nach Berlin und findet sein Haus in Trümmern vor. Er leidet noch unter den schrecklichen Kriegserinnerungen und wird zum Alkoholiker. Die Fotografin Susanne Wallner ( Hildegard Knef), eine KZ-Überlebende, findet ihn in ihrer alten Wohnung vor und beide werden schnell zu Freunden und Mitbewohnern. Bald darauf begegnet Mertens seinem ehemaligen Hauptmann Ferdinand Brückner (Arno Paulsen). Dieser ließ am Weihnachtsabend 1942 36 Männer, 54 Frauen und 31 Kinder einer polnischen Ortschaft erschießen. Inzwischen ist Ferdinand Brückner ein beliebter Bürger und erfolgreicher Geschäftsmann, der aus alten Stahlhelmen Kochtöpfe produziert..."

Diese Eigenschaft der Deutschen, erst fanatisch sich einem System anzudienen und dann bei einer politischen Wende sich sofort der dann neuen politischen Situation anzupassen, dies zeigte sich nicht nur 1945 sondern auch 1989/90. In beiden Fällen gelang es den bisherigen Herrschenden, Mitläufern und Profiteuren wieder an die Futtertröge der Gesellschaft zu kommen, wohingegen nicht so ehrlose Menschen, wie in dem Film „Die Mörder sind unter uns“ der Militär-Chirurg, es nicht schaffen – im gesellschaftlichen Haifischbecken weggebissen von den Wendehälsen!

1950 spielte Hildegard Knef ebenfalls die weibliche Hauptrolle in dem Film „Die Sünderin“. Dieser Film zeigte wo die alten und neuen Reaktionäre in Westdeutschland saßen. Wegen einer winzigen Nacktszene sahen besonders die Kirchen die Moral in Deutschland in Gefahr und liefen Sturm gegen den Film - Kirchen die ein paar Jahre zuvor aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu der größten Unmoral des 20. Jahrhunderts auf der Welt geschwiegen hatten – den Verbrechen der Nazis, und Kirchen die auch gerade in ihren eigenen Einrichtungen (Kinderheimen, Fürsorgeanstalten, Internaten) sich gerade in den 50er und 60er Jahren schwerste Vergehen zuschulde kommen ließen, Stichworte: unentgeltliche Zwangsarbeit von Heimkindern, Prügel im Namen des Herrn, schwerste Demütigungen von Abhängigen usw., siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2010/07/entartetes-christentum.html .

Ja und nach den vielen Filmen, wo Hildegard Knef eine sehr gute Schauspielerin abgab, kamen die Jahre wo sie die Menschen – auch mich – mit ihren Chansons in ihren Bann zog. 1968 erschien ihr unvergessenes „Für mich soll's rote Rosen regnen“. Die moderne Fassung mit der Gruppe Extrabreit gehört zu meinen absoluten Lieblingssongs, siehe und höre: http://www.youtube.com/watch?v=CU61yfoJKbQ.  

Als wäre all diese Vielseitigkeit nicht genug, die Knef wurde auch noch eine großartige Autorin. 1970 erschien ihr Buch „Der geschenkte Gaul“, welches ich kurze Zeit nach Erscheinen mit Begeisterung las, geborgt von Bekannten, da, wie gesagt, Literatur, Zeitschriften und Schallplatten aus dem Westen kaum mal durch die DDR-Kontrollen kam. Hildegard Knef blieb im Leben nichts erspart, neben Weltruhm auf drei großen künstlerischen Gebieten, erlitt sie schwere Schicksalsschläge, so z.B. unzählige Krebsoperationen. Als Scan, meine zu DDR-Zeiten einzige Schallplatte.

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