Freitag, 18. Februar 2011

Altes: Interessante Notgeldscheine der Städte Aken und Zerbst von 1921


1921, Geburtsjahr meiner Eltern, war kein gutes Jahr, allenthalben herrschte Elend unter der Masse der Deutschen – Folge des I. Weltkriegs. Die Verklärung der sogenannten 20er Jahre in heutiger Zeit, die ist einer politisierten Demagogie geschuldet, welche die Weimarer Republik positiv dastehen lassen möchte. Zeitzeugen hatten diese Zeit allerdings anders in Erinnerung, als eine Zeit des Hungers und großer Ungerechtigkeit. Kriegsgewinnler, alte Reaktionäre, neue „Demokraten“, besonders die herrschenden Sozialdemokraten, feierten in den Großstädten rauschende Feste, wußten vor lauter Dummheit nicht was sie mit ihrem Reichtum noch alles anfangen sollten und Berlin z.B. war eine einzige Partymeile mit Amüsierlokalen und Revuen, wie vor und nach den 20er Jahren nicht mehr. Daß in den Arbeitervierteln die Kinder unterernährt waren, dies kratzte die regierende SPD um einen Reichspräsidenten Ebert mit seinem auf protestierende Bürger schießen lassenden SPD-Polizeichef namens Noske wenig. Der noch heute gültige Slogan „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ feierte damals krasse Urständ.

In dieser unsozialen Zeit klappte auch das Geldwesen nicht. Städte und Gemeinden mußten deshalb eigenes Geld ausgeben, das sogenannte Notgeld. Grafisch sehr gut gemacht, erschienen damals beliebte Serien der ausgebenden Städte und Gemeinden mit den Sehenswürdigkeiten ihrer Orte. Ich habe heute mal ein paar solcher alten Scheine aus dem Jahre 1921 eingescannt. Als Dessauer besuche ich gern die Nachbarstädte Aken und Zerbst. Dorthin zieht es die Dessauer natürlicherweise mehr hin als etwa nach Bitterfeld, Wolfen oder Köthen, schon der Lage und des Ambientes dieser beiden Städte wegen.

Typischerweise wird auf den Notgeldscheinen von Aken die Elbe herausgestellt, ist der Fluß doch das charakteristischste an Aken und die Elbauenlandschaft ein immer noch reizvolles Ausflugsziel. Zerbst ist immer noch für seinen Gemüseanbau bekannt, besonders der Zwiebeln („Zwibbel-Zerwest“). Immer mehr in Vergessenheit geraten heutzutage zwei andere kulinarische Spezialitäten – die Brägenwurst und das Bitterbier. Die Brägenwurst gibt es noch, das gute Bitterbier leider nicht mehr, trotz rührender zeitweiser Versuche nach 1990 das Bitterbier wieder zu brauen - siehe über das Zerbster Bitterbier den sehr interessanten Aufsatz: http://extrapost.banaalo-media.de/publikationen/bitterbier.html . Auf einem der Zerbster Notgeldscheine heißt es (siehe mein Scan):

„Den Hunger stillt die Brägenwurst, das Bitterbier es stillt den Durst.“

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