Dienstag, 5. Juli 2011

Erinnerung an Else Thomé und ihre Schwalben


Weshalb ich Schwalben so liebe, das haben langjährige Blogleser in früheren Blogbeiträgen schon erfahren, siehe dazu besonders den ersten Link:

http://barrynoa.blogspot.com/2009/04/alte-postkarten-schwalben-motive.html ,

http://barrynoa.blogspot.com/2008/10/die-welt-wird-tauglich-sein-in-ihr-zu.html

http://barrynoa.blogspot.com/2010/06/gartenidyll.html

http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/ostalgie-und-westalgie.html.

Nun ist es ja oft so, daß es im Leben immer wieder Querverbindungen gibt die man manchmal als nicht zufällig ansehen muß. Meine Mutter arbeitete vor dem Krieg in den Junkers-Flugzeugwerken in Dessau im Entwurfsbüro. In den letzten Kriegsjahren wurden aus allen Teilen Deutschlands Frauen zur Arbeit bei Junkers verpflichtet, so daß es dort ein buntes Gemisch von Arbeitnehmern gab, von Ostpreußen bis zum Berchtesgadener Land. Auch Malerinnen und Grafikerinnen wurden zwangsverpflichtet und auch Schriftstellerinnen wurden nicht verschont, es sei denn, sie waren hoch angebunden oder waren durch Kinder nicht abkömmlich. Malerinnen und Zeichnerinnen wurden als Technische Zeichnerinnen nach kurzer Ausbildung eingesetzt oder mit Büroarbeiten betraut. Nur wenn es galt einmal betriebsinterne Publikationen zu illustrieren, dann bekamen die Kollegen überhaupt mit, daß ihre Mitkolleginnen eigentlich Künstlerinnen waren, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2010/02/meine-mutter-und-die-dessauer-junkers.html und http://barrynoa.blogspot.com/2010/02/humor-in-den-junkers-flugzeug-und.html . Männer die als Künstler zur Arbeit zwangsverpflichtet wurden, gab es kaum, denn die wurden zum Militär eingezogen und mußten an die Front.

Einige Zeit war auch die Salzberger Malerin Else Thomé bei Junkers zwangsverpflichtet, dies zu einer Zeit als sie schon ziemlich bekannt war durch ihr 1942 im Deutschen Verlag erschienenes Buch „Die Salzberger Schwalbengeschichte“, welches sich natürlich meine Mutter kaufte, schon aus Interesse was denn da ihre Kollegin für ein Buch geschrieben hatte. Daß ich auch dieses Buch später in die Hand nahm, dies lag auf der Hand und als wir auf den Dessau-Ziebigker Knarrberg zogen, wo damals jedes Haus in der Garage Rauchschwalben beherbergte, da war ich durch Else Thomés Buch schon vorinformiert, wie dieses Zusammenleben mit Schwalben aussieht.

Auch in Else Thomés Buch geht es um Rauchschwalben und die sind dadurch, daß sie im Haus (in Nebenräumen) ihre Nester bauen, besonders eng mit uns Menschen zusammen, jedenfalls war das in Salzberg so, wie auch bei uns auf dem Knarrberg. Im Klappentext des Buches heißt es: „In diesem Buch wird die Geschichte einer Schwalbenfamilie erzählt, die in ein Berchtesgadener (Salzberg gehört zu Berchtesgaden[BN]) Haus einzieht und guten Menschen zur Freude ein wundersames Leben lebt....Die Lebensgewohnheiten der Vögel und ihre zum Teil tragischen Schicksale sind mit erstaunlicher Einfühlungsgabe geschildert...Das Buch zeugt von Menschlichkeit und Lebensgüte und von inniger Naturbetrachtung...“

Wie schon in dem von mir ebenso geliebten Buch „Die Flucht zum grünen Herrgott“ von Maria Grengg (http://barrynoa.blogspot.com/2011/06/maria-grengg-1888-1963-die-flucht-zum.html) hat auch hier die Autorin die Illustrationen selbst angefertigt und dies wie Maria Grengg in zauberhaftester Art. Da diese Illustrationen so wunderbar sind, habe ich ein paar Seiten eingescannt. Es ist merkwürdig, solche Szenen wie in der Zeichnung der Schwalbe auf der Blechdose, der Schwalbe auf dem Lampenschirm oder der vier Schwalben auf dem Fensterladen, die haben sich fast genau so bei uns auch zugetragen. Genau so eine Lampe hatten auch wir in der Garage und genau die gleichen Holzläden waren an unseren Fenstern – eine Duplizität die schon kein Zufall mehr sein kann! Rührend die kleine Zeichnung von Else Thomé der winterlichen Futterstelle mit Amsel, Maus, Kohlmeise und Eichhörnchen!

Das Buch erlebte übrigens nach dem Krieg etliche Auflagen, meines Wissens 1965 die letzte, ist also doch glücklicher Weise einer breiteren Leserschar bekannt und wer das Buch lesen möchte, dem empfehle ich zu googlen, viele Antiquariate bieten die späteren Auflagen zu billigsten Preisen an. Das Lesen dieses Buches bereitet wahrhaft Freude!

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