Freitag, 9. September 2011

"Media-Markt", "Ich bin doch nicht blöd" dort zu kaufen!

Buchcover "Media Markt - wie blöd ist das Konzept wirklich" von Jürgen Cleve

Seit etlicher Zeit wirbt die Elekronikmarktkette "Media-Markt" mit dem Slogan „Ich bin doch nicht blöd“. Nun abgesehen davon, daß dieser Slogan nicht gerade intelligent ist, sind die Kunden wirklich blöd, wenn sie in diesen "Media-Märkten" weiterhin kaufen. Warum? Na wer will denn schon als mündiger Bürger so entmündigt werden wie es bei "Media-Markt" geschieht? Ich wollte es kaum glauben was in Internetforen stand, wo Bürger nur mit dem Kopf schüttelten was sich bei "Media-Markt" abspielt, aber vor ein paar Tagen konnte ich die Entmündigung und Bevormundung, ähnlich der Methoden eines autoritären Staates, selbst testen und dies im "Media-Markt" in Dessau-Mildensee.

Also, daß seit einiger Zeit die Jugendschutzgesetze unseres Landes im Handel extrem ausgeweitet werden, und z.B. 35jährige Frauen, die schon etliche fast große Kinder haben, beim Kauf einer Flasche Wein, beim Kauf von Zigaretten oder beim Spielen von Lotto, bei deutschen Verkäuferinnen, die einen Knick in der Pupille haben und nach Augenschein nicht mal eine 35jährige von einer 15jährigen unterscheiden können, ihren Ausweis vorzeigen müssen, dies ist bekannt und ärgerlich. Oft regiert bei solcherart Verkaufspersonal auch die typisch deutsche Mentalität, wo sich kleine Würstchen endlich mal als Obrigkeit fühlen können, endlich mal so was ähnliches wie Polizist oder Politesse sein können, indem sie einen Personalausweis kontrollieren können. Urdeutsch allerdings sind diese Eigenschaften nicht, denn vor der Nazizeit gab es überhaupt keine Personalausweise. Interessant die Chronologie (nach Wikipedia) der Einführung des Personalausweises in Deutschland, die zeigt, daß immer dann solche Ausweise eingeführt wurden, wenn es galt Bürger zu erfassen um sie zu unterdrücken und zu bespitzeln, so 1938 als die Nazis den Ausweis erfanden, um die Juden zu erfassen, oder in der DDR im November 1953, also nur kurze Zeit nach dem 17. Juni 1953, dem Arbeiteraufstand in der DDR.

· Ab 1938: Kennkarte als einer der Vorläufer des heutigen Personalausweises. Das Mitführen war für Juden zwingend.


· Ab 1939: Fingerabdruck- und Ausweispflicht in okkupierten Ländern zur polizeilichen Einwohnererfassung; diesen Ausweis (Buchform) hat der Inhaber dauernd bei sich zu führen.


· Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges führten die Nationalsozialisten den Ausweiszwang ein. Am 10. September 1939 erschien im Reichsgesetzblatt die Verordnung über den Pass- und Sichtvermerkszwang sowie über den Ausweiszwang.


· Ab 1. Januar 1951: Der Personalausweis wurde in der damaligen Bundesrepublik und in West-Berlin in Form eines kleinen Passbuches (ID-2-Format) mit dunkelgrauem Einband ausgegeben.


· Ab 1. November 1953: In der DDR wurden blaue Ausweise in Buchform ausgegeben


Nun gut, jetzt haben wir nun mal diese Personalausweise, die Meldepflicht und dergleichen Kontrolldinge mehr, die es in freiheitlichen Ländern nicht gibt. Nicht mal nach den Anschlägen des 11. September haben die USA Personalausweise und Meldepflicht eingeführt, dies ließen die persönliche Freiheit hoch achtende US-Amerikaner sich auch nicht von ihrer Obrigkeit gefallen. Daß nun aber in Deutschland ein Handelsriese wie "Media-Markt" eigenmächtig von jedem Kunden, der ein Produkt welches unter die Jugendschutzgesetze fällt, kaufen will, den Ausweis verlangt, dann noch das Geburtstagsdatum desselben auf den Kassenbon druckt, dies mit „Jugendschutz“ begründet, dies schlägt dem Faß den Boden aus. Wie gesagt, jeder, auch der 90jährige Uropa muß sich ausweisen, da gibt es bei "Media-Markt" keine Ausnahme.

Ich wollte es nicht glauben, weil dies sonst nirgendwo sonst praktiziert wird, aber ich wurde eines besseren belehrt, auch von mir als 60jährigem wird der Ausweis im "Media-Markt" in Dessau-Mildensee verlangt und die Kassiererin kontrolliert dann, kann dann Adresse, Namen und Geburtsdatum einsehen. Als ich mich darüber aufregte, wurde die Verkäuferin pampig. Das ließ ich mir nicht bieten, wollte ihren Namen wissen um mich zu beschweren, den verweigerte sie mir. Man muß sich das mal vorstellen, ich soll meinen Ausweis vorlegen, aber diese Typen weigern sich ihren Namen zu nennen, damit man sich beschweren kann? Diesen Praktiken sollten Kunden entgegen treten, unter dem Motto: „Währet den Anfängen“! Denn wo kommen wir denn dahin wenn aus „Jugendschutzgründen“ in Supermärkten zukünftig Rentner ihren Ausweis vorlegen müssen um eine Flasche Bier zu kaufen, sie könnten ja erst 15 sein!?

Die "Media-Markt"-Kette sollte ihren Slogan „Ich bin doch nicht blöd“ in „Media-Markt ist blöd“ abändern, solange sie bei dieser blödsinnigen Praxis bleibt. Jugendschutz in Ehren, aber nicht wenn dadurch der Schutz der eigenen Daten von Erwachsenen auf der Strecke bleibt. Nun gibt es ja Zeitgenossen, die meinen, das wäre doch nicht so schlimm, wenn so eine Kassiererin Anschrift, Name, Geburtsdatum eines Käufers absolut sicher durch Personalausweis-Einsichtnahme erfahren könne. Dem entgegne ich, daß private Daten private Handelsleute nichts angehen, denn diese Leute sind nicht, wie etwa Polizisten, vereidigt auf den Datenschutz, dem Schindluder sind damit Tore und Türen geöffnet. Was bleibt, ist, Handelseinrichtungen die sich solcher Methoden bedienen, zu meiden. Zum Glück gibt es in Dessau etliche andere Elektronikmärkte, die solch üble Methoden ablehnen, wie ich heute bei Medimax im Dessauer Junkerspark erfuhr. Die netten Verkäufer und Verkäuferinnen dort, denen ich vom "Media-Markt" erzählte, schüttelten nur mit dem Kopf über solche Machenschaften, auch darüber, daß Verkaufspersonal gegenüber einem Kunden der sich beschweren will nicht den Namen nennt, dies gibt es in seriösen Handelseinrichtungen nicht, "Media-Markt"- Manieren sind Umgangsformen unterster Schublade. Dazu gehört auch, daß meine Email an die Zentrale von "Media-Markt" mit meiner Beschwerde ohne Antwort blieb.

So, hier mal zwei Links zu Berichten geschockter "Media-Markt"-Kunden:

http://hilfe-beim-leben.de/599/2010/02/media-markt-und-der-jugendschutz 

http://de.reclabox.com/beschwerde/32872-media-markt-jugendschutzgesetz-anscheinend-falsch-verstanden

Keine Kommentare: