Samstag, 4. August 2012

Stenografie: Von der DKI (Deutsche Kurzschrift Illustrierte) bis zur Kaufmännischen Berufsschule am Dessauer Bauhaus
























Stenografie und Schreibmaschine-Schreiben, dies gehörte in der DDR nicht gerade zu den Kenntnissen welche die meisten in den Büros tätigen Werktätigen besaßen. Gut ausgebildete Kaufleute gab es zwar, die Steno und Maschine-Schreiben perfekt beherrschten, doch auf fachliche Eignung wurde wenig wert gelegt, sondern auf den gut bezahlten Büroposten saßen Typen die angeblich „gesellschaftlich“ dem DDR-System „treu“ waren. Wie „treu“ diese kleinbürgerlichen Opportunisten in Wirklichkeit waren, dies zeigte sich nach der Wende, wo sie schnellstmöglich die Fahne nach dem Wind hängten um an die neuen Futtertröge zu kommen. 

Nun, ich hatte zwei Jahre lang Stenografie und Schreibmaschine-Schreiben an der Kaufmännischen Berufsschule in Dessau am Bauhaus und wenn ich auch Steno heute nicht mehr brauche, so ist mir das damals gelernte Zehnfinger-Blindschreiben auf der Schreibmaschine noch heute von großem praktischen Nutzen auf der Computertastatur. Wenn ich sehe wie lange manch am Computer schreibender braucht um eine einzige Wordseite zu tippen, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Da geht es bei mir zig mal schneller. 

Eingescannt habe ich mal mein altes Lehrheft von der Berufsschule für Stenografie (Scan 1 - 3). Ulkig, daß dort von einem Grundlehrgang für ...typistinnen geschrieben wird, männliche Stenografen waren scheinbar in der DDR nicht erwünscht, also weit her war es mit der Gleichberechtigung in der DDR auch nicht, wie immer so behauptet wird (Stimmt sowieso nicht, denn Männer waren benachteiligt - kein Haushaltstag, kein während der Arbeitszeit mögliches Frauensonderstudium und Armeedienst, welchen Frauen nicht leisten mußten). 

Im 4. Scan, die in den 70er Jahren üblichen Stenoblöcke, die, neben einem spitzen Bleistift, jeder Stenograf als Arbeitszeug haben mußte. Gebraucht habe ich die Stenografie im späteren Berufsleben fast nie, höchstens mal bei einem Interview für die Liberaldemokratische Zeitung (LDZ) als Reporter. Meine Mutter dagegen brauchte die Stenografie neben dem Maschine-Schreiben auf ihrer Arbeitsstelle in den Junkers-Flugzeugwerken jeden Tag, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2010/02/meine-mutter-und-die-dessauer-junkers.html. Von ihr sind auch die von mir heute eingescannten Broschüren, Hefte und Illustrierten aus den 30er und 40er Jahren. 

Es ist erstaunlich welche Fülle es an diesen Heften gab, auch Gedichte, siehe 6. Scan, wurden in Steno veröffentlicht und es gab sogar eine Kurzschrift-Illustrierte, die DKI (Deutsche Kurzschrift Illustrierte). Aus zwei dieser Illustrierten (Nr. 11 vom 11. Juni 1938 und Nr. 24 vom 23. Dezember 1939) habe ich mal einige Seiten eingescannt. Scan Nr. 16 zeigt einen in Illustrierten üblichen Fortsetzungsroman in Steno und auf einer Anzeigenseite konnte ich sogar die Werbung für Noten zu einem "Stenografen-Marsch" lesen, siehe 21. Scan. Für mich als Cartoonist besonders interessant, die Cartoons, die natürlich textlich in Steno untertitelt waren, siehe Scans.

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