Freitag, 31. Januar 2014

Erinnerung an die "Anhaltische Rundschau"

Kennt unter den alten Dessauern noch jemand die „Anhaltische Rundschau"? Diese Tageszeitung wurde von meinen Großeltern gelesen und ein paar wenige Blätter sind per Zufall erhalten geblieben, so auch ein paar Seiten der Beilage „Das Reich der Frau“ aus einer „Anhaltischen Rundschau“ von 1913.

Die „Anhaltische Rundschau“ erschien in Dessau als Tageszeitung und als Amtsblatt der Stadt und des Kreises Dessau. Die Redaktion saß in Dessau in der Fürstenstraße 11. Neben der Beilage „Das Reich für die Frau“ gab es noch mehrere andere interessante Beilagen, so „Die Welt auf Reisen“, „Mitteldeutsche Landwirtschaft“, „Mitteldeutsche Heimat“ und „Deutsche Jugend-Zeitung“. Die Einzelnummer kostete in der Woche 10 Pfennig und am Sonntag 15 Pfennig, monatlicher Abopreis waren 2 Mark.

Wenn ich mir die alten Blätter ansehe, so sind z.B. die Gesundheitstips noch heute gültig und bei der Reklame fiel mir die kleine Anzeige von „Carmol“ auf, welches es noch heute gibt.

Interessant auch die Reklame, die 500.000 Gratislöffel (sogar versilbert!) verspricht. Die wirbt für "Quaker-Oats"-Haferflocken. Die Quäker (Gesellschaft der Freunde) war (und ist es noch!) eine Religionsgemeinschaft die der notleidenden deutschen Bevölkerung besonders nach dem I. Weltkrieg uneigennützig half, denn durch Krieg und Reparationen brach bekanntlich eine Hungersnot aus, die ohne die Hilfe der Quäker noch viel mehr Todesopfer gefordert hätte. Obwohl zahlenmäßig eine sehr kleine Religionsgemeinschaft, half sie damals mehr als die großen Kirchen des Auslands, da das Ausland immer noch feindlich gegenüber dem besiegten Deutschland eingestellt war. Da die Quäker weltweit (bis heute!) einen untadeligen Ruf hatten, führte dieser Haferflockenhersteller aus den USA diese Bezeichnung in seiner Marke, hatte aber sonst nichts mit den Quäkern zu tun. Allerdings verschickten die Quäker in ihren Hilfssendungen für Hungernde gern eben diese Haferflocken.

Ja und die Anleitung für Häkelspitze, die ist leider nicht mehr zeitgemäß, denn welche heutige Frau macht sich noch so eine Arbeit um Bettwäsche und Vorhänge zu verschönen?






 

Donnerstag, 30. Januar 2014

Vor 100 Jahren: Blumen auf Postkarten, 2. Teil

Heute nun der 2. Teil von „Vor 100 Jahren: Blumen auf Postkarten“, siehe 1. Teil hier: http://barrynoa.blogspot.de/2014/01/vor-100-jahren-blumen-auf-postkarten-1.html. Einige, aber nicht alle, dieser Postkarten bedienen sich des Jugendstils, wie man deutlich sehen kann, und natürlich waren die Kombinationen von Kindern und Blumen sehr beliebt, aber auch Karten von Blumen mit jungen Frauen, wie die letzte eingescannte Postkarte der Kombination von Stiefmütterchen und einem Frauenporträt. Ziemlich unscheinbar und gar nicht aufdringlich wirbt diese Postkarte für „Boon´s Cacao“, einer holländischen Kakaomarke, die um 1900 ziemlich viel Werbung trieb (Reklamemarken, Postkarten, Sammelbilder, Blechdosen, Emailleschilder). Das „General-Depot“ für Deutschland betrieb übrigens Otto Sawatzki in Berlin S.W. 19.



 

Mittwoch, 29. Januar 2014

1914-2014: 100 Jahre "Mensch ärgere dich nicht"



„Mensch ärgere dich nicht“ wird an diesen Tagen 100! Es wurde zwar schon 1907/1908 in seiner heutigen Form erfunden und 1910 zum ersten mal veröffentlicht, aber erst Ende Januar 1914 ging es in Serie (siehe Foto oben) und ist bis zum heutigen Tag ein Dauerbrenner unter den Spielen. „Mensch ärgere dich nicht“, was eigentlich besser „Mensch ärgere dich“ heißen sollte, da es in der Praxis ja darauf beruht, daß der gewinnende Spieler sich darüber freut, daß Mitspieler die rausgeworfen werden sich ärgern, wurde durch die Fa. Schmidt-Spiele (Berlin) entwickelt, die auch die Namensrechte an dem Spiel hat, allerdings nicht die Rechte an dem Spiel selbst. Deshalb konnte das Spiel unter dem Namen „Raus mit dir“ auch in der DDR erscheinen. Wer es spielte nannte es aber immer noch „Mensch ärgere dich nicht“, so wie die auf dem unteren Foto zu sehenden Mensch-ärgere-dich-nicht-Spieler (lol).

 

Dienstag, 28. Januar 2014

Hühner im Winterquartier

Gestern besuchte mich ein Hühnerfreund und schaute sich mal unsere Hühner an. Er ist am Überlegen, ob er sich nicht auch Hühner anschaffen will, da er immer mehr entsetzt ist von der Massentierhaltung. Ich klärte ihn auf, auch über die Verantwortung die er dann übernehmen muß und über das Finanzielle, daß er auf jeden Fall zusetzen wird, denn außer dem Futter fallen noch jede Menge Nebenkosten an, wie Tierarztkosten, eventuelle Medikamente, Aufbaumittel, Beiträge zur Tierseuchenkasse, Stromkosten. Denn, obwohl wir einen Massivbau aus dicken Gasbetonsteinen als Stall haben, da friert im Winter ohne Heizung das Trinkwasser ein und das darf auf keinen Fall sein.

Hühner sind unterschiedlich, es gibt welche, die staken bei Kälte und Schnee durchs Gelände, aber das ist bei unseren leider nicht der Fall. Es heißt doch so schön, daß man bei diesem Wetter keinen Hund aus dem Haus jagt und das trifft bei unseren Hühnern auch zu, denn Schnee und Frost mögen sie überhaupt nicht. Da der richtige Hühnerstall nicht gut zu heizen ist, haben wir noch ein Winterquartier für die Hühner eingerichtet, einen Rumpelkeller mit Folie ausgelegt und der Fußboden mit Stroh. Der ist warm, da im Nebenkeller die Heizung steht. Da ersparen wir uns die Stromkosten für die Warmhaltung des Trinkwassers im normalen Stall. Die Hühner kannten schon dieses zweite Quartier. Das ist wichtig, denn abrupt Hühner umstallen mögen sie gar nicht. Sie fühlen sich dort wohl. Das merkte ich heute vormittags. Ich schaute auf das Thermometer, es war zwar kalt, aber doch eine Temperatur wo die Hühner mal einige Zeit nach draußen hätten können - meinte ich! Also das Kellerfenster auf und von draußen die Hühner ins Freie gelockt. Weit gefehlt! Nach ein, zwei Metern Kehrtwende und alle Hühner zurück ins Winterquartier. Alles Locken von mir, auch mit Leckereien nützte nichts - die Hühner wollten drin bleiben. Höchstwahrscheinlich trauten sie mir nicht, dachten, sie dürften nicht wieder rein ins Warme. Wer da immer noch meint, Hühner wären dumm, der irrt gewaltig. Denn dieses Verhalten setzt ja nun denn doch Überlegung voraus.





 

Montag, 27. Januar 2014

Weißbrot und Brötchen als Vogelfutter ungeeignet?




Allenthalben wird mal wieder die Bevölkerung aufgefordert Vögel zu füttern. Das ist unbedingt wichtig, nur, es wird immer davor gewarnt Vögel mit Brot oder anderen Lebensmitteln zu füttern als dem handelsüblichen Körnerfutter. Das ist fatal und auch noch falsch!

Viele Menschen kaufen nur Körnerfutter, hauptsächlich Sonnenblumenkerne. Das ist zwar das ideale Futter für die Körnerfresser unter den Vögeln, doch diese sind nicht die Mehrheit der Vögel. Die sogenannten Weichfutterfresser sind gar nicht in der Lage z.B. einen Sonnenblumenkern zu knacken, gehen deshalb leer aus, müssen verhungern. Es gibt zwar auch spezielle Weichfuttermischungen, doch die kauft kaum jemand und sie werden auch nicht überall angeboten. Deshalb ist es wichtig z.B. auch Haferflocken, Rosinen, Äpfel, gekochte Graupen (natürlich ohne Salz und Gewürzen) und ähnliches anzubieten.

Was nun die Warnung vor Brot als Vogelfutter anlangt, so ist das Unsinn. Man überlege nur mal, daß Enten, Gänse, Schwäne z.B. in Wörlitz von den Besuchern natürlich mit Weißbrot gefüttert werden und es schadet ihnen natürlich nicht. Sperlinge, Rabenvögel und viele andere Vögel verhungern regelrecht, weil sie überhaupt kein Futter bekommen und sie würden dieses Weißbrot, Brötchen etc. natürlich vertragen, was aber Menschen lieber in die Tonne schmeißen als es den Vögeln zu geben. Gerade trockenes Brot schmeißen die Menschen weg und gerade das ist für Vögel ideal geeignet.

Was nicht verfüttert werden darf, ist Brot mit Schimmelstellen und auch Graubrot (Sauerteig) und frisches Brot ist nicht geeignet, aber trockenes Weißbrot und alte Brötchen kann man füttern. Natürlich gibt es besseres Futter, aber vor die Wahl gestellt, gar nichts zu füttern, ist ein altes Weißbrot z.B. für eine Rabenschar, die den ganzen Tag wegen des Schnees noch nichts gefunden hat, oft der Lebensretter. Man kann das gut damit vergleichen, daß es in den Hungerjahren nach 1945 natürlich für Menschen etwas gesünderes gegeben hätte als Schweineschmalz auf der Stulle, das würde jetzt jeder Ernährungsberater predigen. Aber vor die Wahl gestellt zu verhungern, weil es eben kaum Nahrung gab und dem Essen von Schweineschmalz, würde jeder normal denkende Mensch natürlich das „ungesunde“ Schweineschmalz essen. So ist es mit dem Füttern von Vögeln. Da kann es passieren, daß eine einfältige Person trockene Brötchen in die Tonne schmeißt, ein paar Meter weiter sitzen hungrige Raben vielleicht in den Bäumen, darauf wartend ein paar Brocken zu fressen, müssen aber verhungern, nur weil dümmliche Warnungen von dümmlichen „Vogelexperten“ vor dem Füttern von Brot in den Zeitungen oder auf Internetseiten stehen.

Apropos Rabenvögel! Das Rabenvogelpärchen, was ich seit jetzt schon 3 Jahren füttere, hat wie jedes Jahr im Winter Gäste bekommen. Wie bekannt, überwintern Massen an Saatkrähen aus Sibirien bei uns in Deutschland. Jedes Jahr wenn es geschneit hat und es ist kalt, dann kommen sie je einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag in meinen Garten und laben sich an dem von mir reichlich ausgelegten Futter (darunter auch alte trockene Weißbrotstückchen). Im Gegensatz zu „meinen“ Rabenvögeln sind sie sehr scheu, sitzen erst eine ganze Weile in den Bäumen, ehe sie sich auf das Futter stürzen, siehe obige Fotos von heute früh.

Das breitflächige Ausstreuen von Futter ist sowieso die bessere Wahl als ein Futterhäuschen, denn in ein Futterhäuschen gehen nicht alle Vögel, es behaupten sich da nur die starken Vogelarten, Rabenvögel passen wegen ihrer Größe schon mal nicht da rein und außerdem sind Futterhäuschen die reinsten Krankheitskeimehäuschen, wo sich jedes Jahr jede Menge an Vögeln mit Krankheiten anstecken und sterben.

Sonntag, 26. Januar 2014

Vor 100 Jahren: Blumen auf Postkarten, 1. Teil

Das beliebteste Postkartenmotiv bis heute sind Blumen. Statt eines Blumenstraußes in natura schickt man eben als kleinen Ersatz Blumen auf einer Postkarte. Das war vor 100 Jahren nicht viel anders. Heute also aus meiner Postkartensammlung von Postkarten um 1900: Blumenmotive.

Diese Blumenmotive waren auch schon mal mit Personen verbunden, wie z.B. dem kleinen Mädchen welches einen Veilchenstrauß in der Hand hält. Veilchen waren übrigens um 1900 ein sehr beliebter Blumenstrauß, trotz oder gerade wegen seiner Bescheidenheit. Das ist heutzutage anders, da sind „bescheidene“ Blumen nicht mehr beliebt, alles muß protzig sein!

Natürlich durfte auch die Königin der Blumen, die Rose, vor 100 Jahren auf Postkarten nicht fehlen, so mit einem hübschen Frauenkopf auf einer Karte, als Kranz oder in Verbindung mit einer schönen Landschaft auf einer Postkarte, siehe untere Scans. Die ersten beiden Karten zeigen Alpenveilchen. An diesen Karten erfreue ich mich besonders, gehören doch Alpenveilchen unbedingt zu den Topfpflanzen die ich auch immer habe, denn im Winter gibt es doch keine schönere Blüte als die des Alpenveilchens anzusehen, wenn es draußen winterlich kalt und ungemütlich ist. Dazu kaufe ich nicht dauernd einen neuen Topf, sondern freue mich, wenn ich eine Pflanze über den Sommer bringe und sie weitere Winter blüht. Wenn auch die Blütenfülle bei einer älteren Alpenveilchenpflanze im Laufe der Zeit nachläßt, so erfreue ich mich an so einer Pflanze mehr als an dauernd neu gekauften.

Die letzte Postkarte zeigt eine Rückseite von einer unten von mir gezeigten Karte. Wie man sieht, sind mitunter auch die Rückseiten noch reizvoll, hier mit Klee, der bekanntlich Glück bringen soll.





 

Freitag, 24. Januar 2014

Erinnerung an den Illustrator Paul Verdini




Im März 2008 schrieb ich kurz über eines meiner Bücher die ich als Kind besonders mochte, das Buch „Zwiebelchen“, siehe http://barrynoa.blogspot.de/2008/03/altes-beste-freunde-von-bn-bcher.html. Ich schrieb:

„Ebenso bilden die Illustrationen von Paul Verdini und der Text von Gianni Rodari eine gelungene Einheit bei einem weiteren Lieblingsbuch von mir, dem Buch "Zwiebelchen", einem anrührenden Kinderbuch mit starker gesellschaftspolitischer Aussage, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen im Kapitalismus anhand von einer spannenden Geschichte von Gemüsegestalten darstellend.“

Während nun über den Autor Gianni Rodari (http://de.wikipedia.org/wiki/Gianni_Rodari) viel im Netz zu erfahren ist, kann man über den Illustrator Paul Verdini so gut wie nichts heraus bekommen. Noch nicht mal seine Lebensdaten fand ich. Das ist sehr schade und ungerecht, denn was wären wohl etliche der Bücher Rodaris ohne die großartigen Zeichnungen Paul Verdinis?

Das zweite Buch von Rodari/Verdini welches ich schon als Kind hatte und immer noch habe, ist das Buch „Gelsomino im Land der Lügner“. Es gefiel mir von der Handlung nicht so sehr wie „Zwiebelchen“, aber die Illustrationen Verdinis sind zauberhaft. Allein der Kater Hinkebein, der ja nur aus ein paar wenigen Strichen besteht oder der Maler Bananito, der so typisch wie mir bekannte Maler in den 50er und 60er Jahren aussah - da denke ich an den Dessauer Heinz Rammelt (http://barrynoa.blogspot.de/2009/10/bn-und-heinz-rammelt.html), aber auch an den Dessauer Rudolf Hugk (http://barrynoa.blogspot.de/2007/12/rudolf-hugk-und-bn.html), mit weißem Kittel und Baskenmütze - und die Hauptperson, der Junge Gelsomino, sind großartige Zeichenfiguren, durch die das Buch erst Leben bekommt. Auf jeden Fall sind sowohl „Zwiebelchen“ und auch „Gelsomino im Land der Lügner“ Bücher die ganz besonders wertvoll sind, sowohl vom Inhalt her wie auch von den Illustrationen.



 

Donnerstag, 23. Januar 2014

Fred Bertelmann ( † 22.1.2014): Das Schwalbenlied




Gestern verstarb im Alter von 88 Jahren der unvergessene Sänger und Dackelfreund Fred Bertelmann. Ganz besonders liebte ich sein „Schwalbenlied“, wie er es mit seiner angenehmen tiefen Stimme sang. Hier eine Aufnahme bei youtube: http://www.youtube.com/watch?v=h4lJNm7xQaU. Dieses alte deutsche Volkslied rührt mich immer noch besonders, da ich mit Schwalben groß geworden bin und ich sie für ganz wunderbare Geschöpfe halte, siehe dazu auch:

http://barrynoa.blogspot.de/2012/07/geliebte-schwalben-des-hauses-knarrberg.html

http://barrynoa.blogspot.de/2009/04/alte-postkarten-schwalben-motive.html
 
http://barrynoa.blogspot.de/2011/07/erinnerung-else-thome-und-ihre.html



Bei youtube fand ich auch dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=YCwJZSAMtU4, eine sehr nette Szene mit Schwalben in ihrem Nest, so wie ich es von früher kenne, dazu singt ein kleines Kind von 2 1/2 Jahren das Schwalbenlied, welches ihm von seiner Uroma gelernt wurde. Schön, daß es so etwas noch gibt -Tierliebe und altes Volksliedtum vereint, beigebracht einem kleinen Kind, dies in einer Zeit von amerikanischer Unkultur.
 
 

DAS SCHWALBENLIED (altes deutsches Volkslied)

Mutterl, unter'm Dach ist ein Nesterl gebaut, schau', schau', schau', ja-a schau'!
Dort hat der Dompfaff ein Pärchen getraut, trau', trau', trau', ja-a trau'.
Da sieh nur, wie glücklich die bei-ei-den sind:
Sie fliegen hin und her, sie fliegen hin und her!
Ach Mutterl, ach wär' ich ein Schwa-albenkind -
Wie schön, wie schön das wär', da-as wär'!

Auf und ab, kreuz und quer fliegt ein Schwalbenpärchen her, ohne Rast und Ruh'.
Lieselchen, Lieselchen, munter wie ein Wieselchen, schaut so gerne zu.
Die sonst doch immer, immer singt und lacht,
Ist heut' ganz still und hat sich dann ganz sacht' gedacht:
Immerzu, immerzu, wie die Schwalben ohne Ruh' - ob das glücklich macht?

Mutterl, unter'm Dach ist ein Nesterl gebaut, schau', schau', schau', ja-a schau'!
Dort hat der Dompfaff ein Pärchen getraut, trau', trau', trau', ja-a trau'.
Da sieh nur, wie glücklich die bei-ei-den sind:
Sie fliegen hin und her, sie fliegen hin und her!
Ach Mutterl, ach wär' ich ein Schwa-albenkind -
Wie schön, wie schön das wär', da-as wär'!

Wer es kennt, nimmt Eladent



"Wer es kennt, nimmt Eladent"? Na eigentlich heißt dieser Werbespruch anders und bewirbt ein Westprodukt, den wohl bekanntesten Prothesenreiniger. Kaum jemand kennt allerdings noch „Eladent“, die Prothesenreinigungs-Tabs die es zu DDR-Zeiten gab. Die waren damals nicht gerade billig, 32 Tabs kosteten 4,60 Mark. Hergestellt wurden sie im VEB Leipziger Arzneimittelwerk Germed. Für Nostalgiefreunde habe ich mal eine alte Packung eingescannt, siehe obiges Foto.

Für die Freunde alter Werbezeichentrickfilme hier zwei alte Werbeclips für Eladent: http://www.myvideo.de/watch/5489469/eladent und http://www.myvideo.de/watch/7653557/DDR_WERBESPOT_PROTHESENREINIGER

Mittwoch, 22. Januar 2014

Zweierlei Maß bei Völkermord?

Können Sie sich vorstellen, werte Blogleser, daß es in Deutschland heutzutage Denkmäler von Adolf Hitler gäbe und seine Nachfahren Staatsoberhaupt wären, dies obwohl allgemein bekannt ist, daß er für den Völkermord an 6 Millionen Juden verantwortlich war? Und können Sie sich vorstellen, daß dies uns Deutsche und auch das Ausland nicht interessieren würde? Unvorstellbar, oder? Daß der Völkermord an den Juden in der NS-Zeit nicht der einzigste Völkermord in der Geschichte war, dies ist bekannt, da denke man nur mal an den Völkermord von den Weißen in den USA an den Indianern, an den Völkermord der Engländer an den Buren (damals wurden die KZ´s von den Engländern erfunden), an den Völkermord der Weißen in Australien an den Aborigines oder an den Völkermord der Türken an den Armeniern. Aber alles das stellt den Völkermord der Belgier an den Kongolesen um 1900 in den Schatten, denn 10 Millionen Kongolesen fielen diesem Völkermord zum Opfer. Spricht darüber jemand? Kaum! Ganz im Gegenteil, der König, der alle die Gräueltaten damals zu verantworten hatte, der wird im heutigen Belgien noch durch Denkmäler geehrt und Nachkommen von ihm sitzen noch immer auf dem Thron. Wird mit zweierlei Maß bei Völkermord gemessen? Sind Kongolesen weniger wert, als andere Völker die gemordet wurden? Schauen Sie sich mal dieses Video an: Schatten über dem Kongo: http://www.youtube.com/watch?v=a-V5hppHc0E.



Von 1885 bis 1908 fand unter der Herrschaft des Königs Leopold II., siehe Foto, im Kongo die Hälfte der Bevölkerung den Tod. 10 Millionen Kongolesen starben in Folge der Brutalität des belgischen Königs, bevor das Land durch internationalen Druck 1908 belgische Kolonie wurde. Bis dahin hatte sich die Bevölkerung des Kongos, der Privatbesitz des belgischen Königs war, halbiert.

Die Kongolesen wurden brutalst mißhandelt, ermordet und verstümmelt. Jedes Dorf mußte eine bestimmte Menge Kautschuk an die im Land verteilten Sammelstellen liefern. Konnte ein Dorf nicht genug Kautschuk vorweisen oder die Lieferung kam zu spät, wurde entweder das gesamte Dorf niedergebrannt und die Bewohner erschossen oder die Frauen, die zuvor als Geiseln genommen wurden waren, ermordet. Viele Frauen wurden vergewaltigt und starben in der Geiselhaft. Eine weitere Form der Bestrafung war das Abhacken der Hände, dies betraf diejenigen die angeblich nicht genug Kautschuk abgeliefert hatten, siehe alte Fotos. Besonders „fleißige“ Soldaten Leopolds, die besonders viele Hände vorzeigen konnten, wurden früher aus dem Dienst entlassen. Später (1961) ließen die Belgier den ersten Ministerpräsidenten des nun unabhängigen Kongo, Patrice Lumumba, töten, vor allem weil er die Verbrechen der Belgier anprangerte. Lumumba: „Wir werden die Massaker nicht vergessen, in denen so viele umgekommen sind...“

 
In Belgien gibt es sogar noch ein Museum welches beide Könige glorifiziert. Es ist unmißverständlich klar, daß Leopold II. ein Massenmörder war, der in nichts besser war als Adolf Hitler. Im Gegensatz zum deutschen Schulwesen, wo der Völkermord an den Juden selbstverständlich Thema ist, man sich generell in Deutschland zur Schuld am Völkermord an den Juden bekennt, fehlt im belgischen Geschichtsunterricht nach wie vor jegliche Erwähnung des damaligen Völkermords und es ist kein Thema in der belgischen Gesellschaft. König Leopold II. war, wie Hitler, ein Schreibtischtäter, er selbst war nie im Kongo. Die märchenhaften Einnahmen aus der brutalen Ausbeutung des Kongo verwandte er für protzige Bauwerke und Feiern. Man kann mit Recht sagen, unter den Potentaten der Zeit um 1900 war Leopold II. der moralisch verkommenste, was auch in vielen Karikaturen der damaligen Zeit zum Ausdruck kam. Wenige Tage vor seinem Tod heiratete er noch seine Geliebte, Blanche Zélia Joséphine Delacroix, die ihm zwei Kinder geboren hatte. Er hatte diese zwielichtige Person kennengelernt, als sie als minderjährige Prostituierte arbeitete, da war sie 15 Jahre alt, er 50 Jahre älter.
 
Während die Bundesrepublik seit vielen Jahrzehnten eine Aufarbeitung des Völkermords an den Juden betreibt, Wiedergutmachungszahlungen leistet, tut Belgien dies in Bezug der Kongolesen absolut nicht, ganz im Gegenteil, als 1908 der belgische Staat den Privatbesitz Kongo vom König übernahm, wurde eine riesige Kaufsumme vereinbart, wovon noch heute das Königshaus, Nachkommen dieses Massenmörders, in Saus und Braus lebt.


Dienstag, 21. Januar 2014

Erinnerung an Richard Bossert, Ernst von Willich und Wilfried von Funcke





Wer durch meine zahlreichen Blogbeiträge über Kitschpostkarten um 1900 der Meinung ist, daß auf Postkarten um diese Zeit nur Kitsch und Triviales abgebildet war, der täuscht sich, denn es gab auch Postkarten die von wirklich guten Künstlern gemacht wurden, die weder kitschig noch trivial waren.

Eine dieser Karten aus meiner Sammlung möchte ich heute vorstellen. Sie stammt aus dem Jahre 1905 und zeigt eine Grafik von Richard Bossert „Auf der Pleisse“. Sie gefällt mir auch deshalb sehr, weil diese Szene mich an die Kanäle des Wörlitzer Sees im Wörlitzer Park erinnern, wo man auch unter einem natürlichen Dom von Bäumen entlang schippern kann, so wie auf der Grafik zu sehen. Zu dem Künstler Richard Bossert, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Richard_Bossert.

Interessant bei dieser Karte, die von Leipzig aus gesendet wurde, ist der Empfangsort: Graupen in Böhmen. 1905 war es gerade ein Jahr her, daß ein Großteil der Stadt durch ein Feuer vernichtet wurde. Dieses Feuer ging damals durch die Weltpresse. Graupen wurde wieder aufgebaut. Bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörig war es immer mehrheitlich von Deutschen bewohnt (1930: 3.282 Deutsche und 364 Tschechen), die 1945 alle vertrieben wurden. Daran erinnert, in der nun Krupka heißenden Stadt Graupen, nichts mehr. Daß die Geschichte einmal so laufen würde, daran hätten wohl Kartenschreiber wie auch der Kartenempfänger, ein Vikar, namens Wilfried von Funcke damals wohl im Traum nicht gedacht. Über diesen späteren Pfarrer von Funcke ist kaum etwas überliefert, aber ausgerechnet ein Gedicht im Tochter-Album „Herzblättchens Zeitvertreib“ der Thekla von Gumpert ist von ihm überliefert. Thekla von Gumpert schrieb auch eine kurze Erinnerung an Wilfried von Funcke, als sie ihn als 13jährigen jungen Dichter kennen lernte. Ich habe diese Passagen mal hier eingefügt. Wie man lesen kann war der junge Wilfried von Funcke schon als 13jähriger Junge dem Christlichen zugewandt, kein Wunder, daß er später die Pfarrerslaufbahn einschlug.


Thekla von Gumpert:


Es ist einst vielfach besprochen worden, daß Kaiser Friedrich III. das Lied eines dreizehnjährigen Knaben, Ernst von Willich, sein Lieblingslied genannt hat; ich will dasselbe hier meinen jungen Leserinnen nochmals mitteilen; für manche wird es eine Erinnerung sein, anderen ist es noch neu.

Kaiser Friedrichs III. Lieblingslied.

Wenn der Herr ein Kreuze schickt,
Laßt es uns geduldig tragen,
Betend zu ihm aufgeblickt,
Wird den Trost er nicht versagen;
Drum, es komme, wie es will,
In dem Herren bin ich still.

Ist auch oftmals unser Herz
Schwach und will wohl gar verzagen,
Wenn es in dem stärksten Schmerz
Keinen Freudentag sieht tagen,
Sagt ihm: Komm’ es, wie es will,
In dem Herren bin ich still.

Darum bitt’ ich, Herr, mein Gott,
Laß mich immer glaubend hoffen;
Alsdann kenn’ ich keine Rot;
Gottes Gnadenhand ist offen!
Drum, es komme, wie es will,
In dem Herren bin ich still.

Ernst von Willich.

An dies rührend fromme Lied eines Knaben wurde ich im Sommer 1892 durch einen Besuch erinnert. Es kam ein fremder, auch dreizehnjähriger Knabe zu mir, Wilfried von Funcke aus Dresden, begleitet von einer älteren Freundin, die er “Tante” nannte; er machte den zweiten Versuch, mich anzutreffen; längere Zeit vorher war er mit seiner Mutter in meiner Wohnung gewesen, hatte mich aber nicht zu Hause gefunden. Als wir gemütlich zur Unterhaltung kamen, zeigte Wilfried mir ein Buch, ein gedrucktes Buch mit vielen kleinen Erzählungen; auf dem Titelblatte stand mit großen Buchstaben: Ein neues Herzblättchens Zeitvertreib. Die Erzählungen hatte er als etwa zehnjähriger Knabe nach und nach geschrieben und auf einer Schreibmaschine auch selbst gedruckt. Eine Geschichte, “Auf der Vogelwiese,” las mir Wilfried vor und fragte mich, ob ich dieselbe in mein “Herzblättchens Zeitvertreib” aufnehmen wolle. Sein Geschichtchen war sehr hübsch; er hatte es selbst auf Dresdens Vogelwiese erlebt; aber ich war nicht gleich bereit, es aufzunehmen. Kinder schicken mir oft Erzählungen und Gedichtchen, die sie im Zeitvertreib um Weihnachten gedruckt wiedersehen möchten; es ist manches davon auch ganz niedlich; aber ich fürchte, durch Erfüllung dieses Wunsches ihnen Schaden zu thun; sie sollen ihre Einbildungskraft im Zaum halten und sich mit Dingen beschäftigen, welche in der Schule gelehrt werden; nach dem Unterricht haben sie ihre Aufgaben zu machen, und die freie Zeit benutzten sie am besten zum Spazierengehen, zum Spiel im Freien; das erfordert ihre Gesundheit. Der Verfasser und Drucker des neuen Zeitvertreibs war jetzt freilich kein kleines Kind mehr; aber ich sagte ihm doch meine Meinung, auch in Rücksicht auf seine Eltern, die vielleicht mit mir übereinstimmten. Hierauf sagte Wilfried: “Meine Eltern und Lehrer haben mich auch auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche in meiner Lust zum Dichten liegt; aber ich will ja meine Schularbeiten deshalb nicht versäumen.” Seine Tante fügte hinzu: “Willi ist fleißig; er bringt stets gute Zeugnisse nach Hause; ein Beweis dafür, daß er fleißig lernt, ist auch, daß er jüngst im Gymnasium nach der Sekunda versetzt wurde.” - Ich nahm dann sein Geschichtchen an, und es steht bereits abgedruckt im 37. Bande von Herzblättchens Zeitvertreib, der zu Weihnachten 1892 erschien; es ist unterschrieben Wilfried v. F. Während Wilfried mit seiner Tante bei mir war, forderte diese ihn auf, mir sein Trostlied aufzusagen; er that es, und dasselbe erinnerte mich an das Trostlied des dreizehnjährigen Ernst von Willich.
*Ernst von Willich, geboren den 25. Februar 1860, gestorben den 4. Febuaur 1873.
Wilfrieds Lied erregte mein Staunen; ich sagte, daß ich es gern ins “Tochter- Album” aufnehmen wolle; aber ich wiederholte die früher ausgesprochene Besorgnis, daß es ihm Schaden thun könne, wenn man das offenbar ihm von Gott geschenkte Talent zu früh fördern wolle; das frühe Vorwärtstreiben sei ohnehin eine falsche Richtung in unseren Tagen; es überreize und mache nervös, und seine Eltern würden sich vielleicht scheuen, ihn als Treibhauspflanze zu erziehen. Hierauf erwiderte Wilfried, seine Eltern wüßten, daß er dichte; er habe bereits vierzig Gesangbuchlieder fertig, ohne dadurch seinen Schularbeiten Eintrag zu thun. Natürlich freute ihn der Gedanke, sein Trostlied für das “Tochter- Album” angenommen zu sehen; er sagte aber, daß dieses Lied mit seinem vollen Namen unterschrieben werden müsse; denn er wolle einst seine Gedichte herausgeben; das Trostlied gehöre dazu und müsse jetzt schon seinen Namen tragen. Ich hatte hiergegen nichts einzuwenden, forderte ihn nur auf, die ganze Angelegenheit vom Willen seiner Eltern abhängig zu machen, und mir dann Nachricht zu geben. Nach kurzer Zeit erhielt ich das Lied; es lautet:

Trostlied
von Wilfried von Funcke.

Sei getrost zu allen Zeiten,
Seih’, der liebe Gott ist hier,
Der dich immer wird begleiten
Und von Herzen gern auch dir
Hilft in aller deiner Not;
Sei getrost, er lebt, dein Gott!
Ja, er lebt, wird niemals sterben,
Sondern bleibet fort und fort,
Wird dein Leben dir erwerben,

Bist du irgendwo alleine
Oder ist es finst’re Nacht,
Gott wird dann in hellem Scheine
Über dir treu halten Wacht!
Auch in deiner größten Not
Sei getrost, er lebt, dein Gott!

Ja, der treue Gott wacht immer,
Sieht bis in dein Herz hinein,
Unter seinem Gnadenschimmer
Sind wir Menschen alle sein.
Wie im Leben, so im Tod
Sei getrost, er lebt, dein Gott!

Bleibt dein Tröster, Schutz und Hort;
Ist von dir auch jemand tot,
Sei getrost, er lebt bei Gott!
Unter Gottes Schutz und Rate
Leben wir gemeinschaftlich,
Und um seine Lieb’ und Gnade
Bitten wir ihn inniglich.
Sieh’, er half vom ew’gen Tod;
Sei getrost, er lebt, dein Gott!

Er wird einstmals dich aus Gnaden
In den Himmel nehmen auf,
Wo du frei von allem Schaden
B’ginnst den neuen Lebenslauf.
Sorg’ dich nicht in deiner Not,
Sei getrost, er lebt, dein Gott

O, mein Gott, hab’ du Erbarmen
Über diese sünd’ge Welt,
Nimm uns auf in deinen Armen
Und in Jesu Himmelszelt;
Sieh’ nach deiner Gnad’ mich an,
Daß zu dir ich kommen kann!
Amen.

Montag, 20. Januar 2014

Passive Sterbehilfe in Deutschland bald strafbar?

Es ist doch sagenhaft wie fortschrittsfeindlich und menschenfeindlich es sich in Deutschland entwickelt - die Reaktion ist voll auf dem Vormarsch!

Nun soll sogar die bisherige straffreie passive Sterbehilfe nach Plänen des neuen Gesundheitsministers Gröhe strafbar werden, dies obwohl bei Meinungsumfragen diese von über 80 % der Deutschen befürwortet wird. Schlimm genug, daß schon die aktive Sterbehilfe verboten ist! Hunderttausende Menschen sind deshalb dazu verdammt ein „Leben“ unwürdigster Art zu führen, schwerstkrank, ohne Hoffnung auf Heilung, oft mit Schmerzen unerträglichster Art, gelähmt, im Koma, ernährt durch Magensonden und dies in deutschen Pflegeheimen, wo jeder weiß was dies bedeutet, wenn man ein Schwerstpflegefall ist.

Gestern war dies Thema in der Runde von Günter Jauch. Ja und wer wird da eingeladen, auf der Seite derjenigen die dem Menschen die Freiheit zum Freitod nehmen wollen? Einmal, der schon durch seinen damaligen Einsatz zur Rente mit 67 berüchtigte Franz Müntefering, privat als flotter 73jähriger Playboy bekannt, der nach dem Tod seiner Frau noch mal „durchstartete“ an der Seite einer 40 Jahre jüngeren Frau und der selbst kerngesund ist, Krankheiten nur bei anderen kennt, und zum anderen ein Girlie, ebenfalls vor Gesundheit strotzend, die sich als „Theologin“ und gar Oberkirchenrätin entpuppte, eine junge Frau (Petra Bahr), ohne jegliche Lebenserfahrung und selbst erfahrenes Leid.

Das ist typisch, daß Leute über etwas bestimmen wollen, was sie selbst nicht tangiert, wie z.B. die Professoren mit 20.000 Euro Gehalt im Monat, die der Regierung vorschlagen wie hoch die Sozialhilfesätze ausfallen sollen oder die Typen die im vorigen Jahr im Bundestag darüber entschieden, daß kleinen Jungs aus religiösen Gründen die Vorhaut in schmerzhaften Operationen straffrei entfernt werden darf. Wären diese Typen selbst betroffen, müßten die Professoren mit ihren vorgeschlagenen Sozialhilfesätzen selbst auskommen oder würde den Bundestagsabgeordneten welche die Genitalverstümmelung befürworteten, genau so wie man das mit den armen Kindern macht, die Genitalien verstümmelt werden, ohne daß sie sich wehren können, wie sich auch die Kinder nicht wehren können, so würden sie wohl anders reden und entscheiden.

Es ist sowieso eine Frechheit ohnegleichen, eine Vertreterin der Kirche zu diesem Thema einzuladen, als wenn die Kirche eine besondere moralische Instanz wäre, wo gerade in moralischen Fragen die Kirche schwersten belastet sind, da sie in ihrer gesamten Vergangenheit mehr als unmoralisch war, da denke man nur an die Hexenverbrennungen, die Verquickung mit den Mächtigen, dem Adel, bis hin zu den Nazis, oder den unmoralischen Ansichten die noch zu Adenauer-Zeiten die Kirche vertrat und gesellschaftspolitisch durchsetzte. Noch bis vor wenigen Jahren verdammte die Kirche Menschen, die für sich den Freitod wählten, verweigerte ihnen eine Beerdigung auf „christlichen“ Friedhöfen, brandmarkte in Hetzpredigten die „Sünder“, da Freitod angeblich eine Sünde gegen Gott wäre, wohlgemerkt in der Auslegung dieser „Theologen“ . Ausgerechnet die Kirchen sind es nun mal wieder, die Front machen gegen das Recht auf würdigen Freitod.

Ganz großartig wie auf der anderen Seite die Befürworter der Selbstbestimmung auf den eigenen Tod argumentierten (Udo Reiter und Uwe-Christian Arnold), da besonders der ehemalige Intendant des MDR Udo Reiter, ein Mann der weiß wovon er spricht, da er seit 50 Jahren querschnittsgelähmt ist und der weiß wie es ihm ergehen wird, wenn er später zu einem Schwerstpflegefall werden könnte. So ein elendes „Leben“ lehnt er für sich ab und fordert nur ein, daß er selbst über sich entscheiden kann.

Dies verwehren ihm solche Typen wie Müntefering und diese Oberkirchenrätin. Mit welchem Recht? Eine Anmaßung ohnegleichen und typisch für Reaktionäre! Müntefering verwies in der Talkrunde immer wieder auf die Palliativmedizin und Sterbehospize, wohl wissend, daß der überwiegende Teil der Menschen dort gar keinen Platz bekommt, ausgenommen natürlich Angehörige eines so bekannten Politikers wie Müntefering oder auch Oberkirchenräte. Das normale Volk hat nach deren Ansicht auch unerträgliches Leiden in würdelosen deutschen Pflegeheimen gefälligst auszuhalten. Entmündigt dort „leben“ zu müssen, ohne die Möglichkeit sich selbst das Leben nehmen zu können, da sogar die passive Sterbehilfe verboten werden soll. Daß es anders geht, dies zeigen die Schweiz und die Niederlande. Aber diese Länder sind eben kein Vorbild für Deutschland, waren es leider nie, da denke man nur an unsere jüngste Geschichte.

Hier die Sendung nochmal in der Mediathek:
 
 
http://www.ardmediathek.de/das-erste/guenther-jauch/mein-tod-gehoert-mir-gibt-es-ein-recht-auf?documentId=19170358  

Sonntag, 19. Januar 2014

Neu bei Neumann: Farbholzschnitt "Orang-Utan" von Martin Erich Philipp (1887-1978)


Ganz neu im Angebot des Antikhandels Neumann, Dessau (http://antikhandelneumann.npage.de) befindet sich ein großer Farbholzschnitt eines Orang-Utans von Martin Erich Philipp (1887-1978).

Über Martin Erich Philipp:
Nach seinem Monogramm kurz genannt MEPH. Deutscher Grafiker in Dresden. Studierte 1904–08 an der Kunstgewerbeschule Dresden sowie 1908–1913 an der Kunstakademie Dresden, unter anderem bei Oskar Zwintscher, Gotthard Kuehl und Richard Müller. Ab 1913 war er freischaffend in Dresden tätig. Bis 1933 und nach 1945 auf zahlreichen Grafikausstellungen vertreten. Er schuf in Anlehnung an den Wiener Japonismus meist ornithologische Blätter im Farbholzschnitt. Daneben entstanden zahlreiche Radierungen vorwiegend erotischen Genres aber auch Landschaften, siehe u.a. auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Erich_Philipp.

Eigentlich kennt man von Philipp hauptsächlich seine wunderbaren Vogelbilder, siehe letzter Scan, ganz besonders die farbenprächtigen Papageienbilder. Seine Affenbilder sind oft weniger naturalistisch, sondern mehr karikaturmäßig, ganz im Gegensatz zu dem Orang-Utan der bei Neumann angeboten wird, siehe 1. Scan. Dieser Orang-Utan entstand garantiert nach Skizzen in einem Zoo, das Entstehungsjahr ist leider unbekannt. Das 2. Foto zeigt Philipp auf einem Selbstbildnis als Holzschnitt und das 3. Foto (Fotograf unbekannt) Martin Erich Philipp mit seiner Katze - ein sehr menschliches Foto, besonders weil es ihn mit seinem Haustier zeigt.



 

Samstag, 18. Januar 2014

Das Haus des Fotoateliers Theis in Dessau-Ziebigk




Es ist doch immer wieder interessant wenn man in alten Sachen kramt. Ich suchte zwar etwas anderes über das ich im Blog gern schreiben wollte, aber wie es manchmal so ist, es war nicht zu finden! Statt dessen fiel mir ein altes Foto in die Hände, Anfang der 70er Jahre von mir aufgenommen, welches das Haus des Dessau-Ziebigker Fotografen Emil Theis zeigt. September 2013 schrieb ich einen Blogbeitrag über Emil Theis, siehe http://barrynoa.blogspot.de/2013/09/emil-theis-der-dessauer-lustgarten.html, wo ich in der Einleitung folgendes schrieb:

Als Kind und Jugendlicher bewunderte ich immer das interessante Haus des Fotografenmeisters Emil Theis an der Ecke Kirchstraße/Brunnenstraße in Dessau-Ziebigk, war es doch als Eckhaus der Knarrbergsiedlung, in welcher ich auch wohnte, ganz besonders gebaut, im Gegensatz zu den übrigen Häusern nicht würfelförmig und kein Doppelhaus, sondern länglich und mit einem wunderbaren großen Bleiglasfenster zur Straßenfront.

Nun kann ich den Lesern, da besonders den Dessauer Heimatfreunden, ein Foto des Hauses Theis nachreichen. Zu diesem Zeitpunkt wurde es, so erinnere ich mich, nicht mehr als Fotoatelier genutzt. Sein Sohn, der Fotografenmeister Elze, wohnte nur noch darin, das Fotoatelier war da schon in der Stadt als PGH „Die Camera“. Neben dem tollen Glasfenster gefiel mir auch damals die Kieser-Figur, welche auf dem Sockel stand, wo vorher noch der Schaukasten aus Glas des Fotoateliers stand. Typisch für die Ziebigker Knarrbergsiedlung, zu der das Theissche Haus gehört, ist auch eine Trauerweide die vor jedem Haus stand. Auf dem obigen Foto ist eine solche noch zu sehen. Dies löst bei mir natürlich nostalgische Gefühle aus, denn ich lebte als Kind, Jugendlicher und jüngerer Erwachsener viele Jahrzehnte auch in der Knarrbergsiedlung, allerdings in einem Haus des normalen Zuschnitts, der sich von den Eckhäusern ziemlich unterschied, siehe diesen Blogbeitrag: http://barrynoa.blogspot.de/2013/10/alte-heimat-die-knarrberg-siedlung-in.html.  

Freitag, 17. Januar 2014

Alte WHW-Abzeichen: Däumling, Eisvogel und Co.






Wohl jede alteingesessene deutsche Familie, wenn sie denn nicht im Krieg ausgebombt wurde, was in Dessau zu 85 % der Fall war, oder wenn es nicht Familien aus den deutschen Ostgebieten waren, die fliehen mußten oder vertrieben wurden, die hat irgendwo noch ein paar der alten WHW-Kleinigkeiten (WHW=Winterhilfswerk) in irgendeiner Ecke rumliegen und viele wissen gar nicht um was es sich bei diesen Abzeichen, Holzfigürchen, Porzellanansteckern überhaupt handelt, denn viele dieser Sachen sind auf den ersten Blick nicht als WHW-Abzeichen zu erkennen, da unpolitisch.

So erging es mir mit den auf meiner Hand (1. Foto) ausgebreiteten zwei kleinen Holzfigürchen und der Anstecknadel eines Eisvogels aus Porzellan. Eine sehr informative Seite über die Abzeichen des WHW ist diese, wo auch meine Figürchen beschrieben sind: http://www.sammlerecke.at/whw/whwstart.html. Mehr den gesellschaftspolitischen Hintergrund des WHW beleuchtet der Wikipedia-Eintrag (http://de.wikipedia.org/wiki/Winterhilfswerk_des_Deutschen_Volkes), wobei er allerdings auf die Abzeichen so gut wie nicht eingeht.

Auf meiner Hand sieht man links das Holzabzeichen des Däumlings aus der Serie „Deutsche Märchen und Sagen“ von der Sammelaktion des 17. bis 19. Dezember 1937, wohingegen die kleine Holzfigur rechts davon aus der Serie „Die Monate des Jahres“ stammt, die bei der Sammelaktion des 17. und 18. Dezember 1938 vertrieben wurde. Es ist dies die Figur des Monats Juli, ein Knabe mit Spieleimer. 12 Holzabzeichen umfaßt diese Serie:

Januar - Knabe mit Wollmütze und fliegendem Schal

Februar - Knabe mit Schellenkleid

März - Knabe als Sämann

April - Mädchen mit Regenschirm

Mai - Mädchen im gelben Kleid, laufend

Juni - Mädchen mit Viehfutter

Juli - Knabe mit Spieleimer

August - Mädchen mit gelber Ährengabe

September - Knabe mit Apfel

Oktober - Mädchen auf einem Blatt sitzend

November - Mädchen mit Kapuzenmäntelchen

Dezember - Mädchen mit Tannenbaum

Der Eisvogel aus Porzellan mit rückwärtiger Anstecknadel stammt aus der Serie „Vögel unserer Heimat“ von der Sammelaktion vom 28. Februar und 1. März 1942.
 
Wie man sieht, sind die kleinen Holzfiguren handbemalt. Wenn man bedenkt, daß Unmengen davon in Umlauf kamen, da die Bürger mehr oder weniger genötigt wurden zu spenden, da ist es einleuchtend, daß an der Herstellung dieser Abzeichen sehr viele Menschen beteiligt waren. Die Holzfigürchen aus den Serien „Deutsche Märchen und Sagen“ und „Die Monate des Jahres“ fanden übrigens Verwendung als Weihnachtsbaumschmuck, wie man auf den nachfolgenden Fotos sehen kann. Letzteres Foto zeigt übrigens eine WHW-Weihnachtstüte aus dem damaligen Gau Magdeburg-Anhalt.
 
Mit den Figürchen und anderen Kleinuntensilien hatte es folgende Bewandnis: Heerscharen an WHW-Sammlern - man spricht von bis zu 1,5 Millionen Menschen - sammelten auf der Straße oder gingen von Haus zu Haus und sammelten für das WHW. Als Dank für eine Spende bekam der Spender eine dieser Kleinigkeiten. Der Erlös wurde in Form von Geld oder Sachspenden (Kohlen oder Lebensmittel z.B. zu Weihnachten in so einer Weihnachtstüte verpackt) an Bedürftige ausgegeben. Das WHW sollte der Schaffung einer „Volksgemeinschaft“ dienen und die staatliche Wohlfahrt entlasten. Die Holzfigur des Däumlings auf meiner Hand schien eine beliebte Figur gewesen zu sein, denn sowohl auf dem Foto der Anleitung für Weihnachtsbaumschmuck, wie auch auf der Weihnachtstüte, finde ich diesen Däumling abgebildet.
 
Kramen Sie doch mal zuhause in alten Kistchen und Kästchen, vielleicht findet sich noch dieses und jenes alte WHW-Abzeichen und Sie wußten bisher gar nicht, daß es sich um solches handelt.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Die Stimme seines Herrn



Wer kennt wohl nicht den Hund Nipper, der vor dem Grammophon sitzt und traurig der Stimme seines Herrn lauscht, welcher verstorben ist. Nicht nur ist es das wohl erfolgreichste Logo einer Plattenfirma, sondern zierte auch die Dosen von Grammophonnadeln und dies sogar bevor es als Logo auf Schallplatten verwendet wurde.

Name und Logo gehen auf den Maler Francis Barraud zurück, der hatte 1898 seinen Hund Nipper beim Lauschen vor einem Grammophon gemalt. Die "Gramophone Company" kaufte ihm das Bild mitsamt Urheberrecht im Jahr 1899 für nur 100 englische Pfund ab. Zuerst nur in Zeitungsannoncen verwendet, dann auf Grammophonnadel-Dosen, kam es dann auf die Schallplatten als Logo und trat seinen Siegeszug in alle Welt an.

Dies ist nicht verwunderlich, denn wer jemals einen Hund hatte, der weiß, daß ein Hund so vor einem Radio sitzt und lauscht - oder damals einem Grammophon - und der Stimme seines Herrn lauschen würde, wenn sie denn da zu hören wäre. Daß die Legende dann entstand, daß dieser Nipper der Stimme seines verstorbenen Herrchens lauscht, dies macht das Bild so anrührend, da bekannt ist wie Hunde an ihrem Herrchen oder Frauchen hängen und sie bis weit über den Tod hinaus treu sind und oft mehr trauern als Menschen.

Der Antikhandel Neumann, Dessau (http://antikhandelneumann.npage.de), hat derzeit eine dieser alten Grammophonnadel-Dosen neu im Angebot. Es ist dies eine besonders interessante Dose, da, wie auf den obigen Fotos zu sehen, mehrere Sorten in getrennten Kästchen untergebracht sind, bis hin zu einem Kästchen für gebrauchte Nadeln.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Leibniz-Keks auf Feldpostkarten des I. Weltkriegs




Wußten Sie liebe Leser, daß auch Feldpostkarten als Reklameträger genutzt wurden? Ich habe mal eine Feldpostkarte aus dem 1. Kriegsjahr des I. Weltkriegs eingescannt, welche von H. Bahlsens Keksfabrik, Hannover, ausgegeben wurde. Die Werbung darauf ist kaum als solche zu erkennen. Drei Matrosen der kaiserlichen Kriegsmarine halten zwar je einen Keks in der Hand, aber die Schachtel aus der sie die Kekse haben, die ist kaum zu erkennen. Sehr klein und unscheinbar darauf allerdings „Leibniz Keks“ und das Bahlsen „TET"-Logo.

Die Leibniz-Kekse waren ja das bekannteste Produkt von Bahlsen, eigentlich bis heute. Es brauchte schon damals keiner marktschreierischen Reklame - bei Keksen, dachte jeder sowieso sofort an Leibniz-Kekse. Abgesandt ist die Postkarte übrigens am 20.11.1914 aus Altengrabow, schon damals ein Truppenübungsplatz, wie auch später zu DDR-Zeiten.

Apropos „Bahlsen“! Eine alte Gebäckdose aus den 60er Jahren habe ich mir aufgehoben. Die enthielt mal Käse-Gebäck und Käse-Waffeln, geschickt von meiner lieben Oma aus dem Westen an uns. Für Nostalgiefreunde habe ich auch die eben mal fotografiert, siehe obiges Foto.