Mittwoch, 5. Februar 2014

Was der Bauer nicht kennt, das hält er für Tierquälerei?

Da schrieb mir doch dieser Tage ein mir bekannter Bauer per Email u.a.:
„Vorwort von Brehms Tierleben: keine menschlichen Empfindungen, Kälte usw. auf Tiere übertragen.
Das ist Tierquälerei aus Unwissenheit. Also nicht Vorsatz, aber fahrlässig, bitte Gehirn einschalten.“

Da fielen mir gleich zwei Zitate von bekannten Tierrechtlern ein:

„Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.“

Ernst R. Hauschka

„Zwischen Mensch und Tier liegt kein unüberwindbarer Graben."

Dr. Reiner Hagencord

Ja, das erregt natürlich so einen Landwirt, der wie er mir selbst erzählte, er Rinder und Gänse hielt, die er, ohne Skrupel zu haben, schlachten ließ und er Hühner hielt, zwar in Freilandhaltung, aber dennoch als absolute namenlose Nutztiere; wenn er mitbekommt, daß unsere Hühner eben nicht wie Nutztiere gehalten werden, sondern mit der gleichen Zuwendung wie die Haustiere Hund, Katze, Ratte, Wellensittich.
 
Das geht natürlich in so einen Nutztierbauernschädel nicht rein, der das ganze als „Vermenschlichung“ ansieht, die gar „Tierquälerei“ wäre. Es ist dies die typische Überheblichkeit von Menschen, die meinen, daß sie die Krone der Schöpfung wären und daß Tiere nur dazu da wären dem Menschen zu dienen. Nun kenne ich diesen Emailschreiber zufällig auch persönlich, also von „Krone der Schöpfung“ keine Spur, weder vom Äußeren noch vom Inneren und mit dem Inneren meine ich das „Menschliche“, was für mich bedeutet, in Tieren ein ebenbürtiges Mitgeschöpf zu sehen, was, wenn es einem Menschen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, es mit Liebe und Zuneigung zu behandeln.
 
Warum sollte da bei Hühnern eine Ausnahme gemacht werden, bei Hunden z.B. geht es doch. Obwohl es auch da genügend Beispiele gibt, daß Menschen Hunde schlecht behandeln. Ja, die Bauern haben natürlich etwas gegen „Vermenschlichung“ von Tieren, weil dies bedeutet, daß man sie nicht ausbeutet, ihnen genau soviel Achtung entgegenbringt wie Menschen. Wer natürlich, wie der Emailschreiber, auch mit Menschen nicht würdevoll umgeht, z.B. sich nicht um seine Kinder kümmert, nicht mal weiß, was diese machen, weil man sie zwar gezeugt hat und Alimente bezahlt hat, aber ansonsten keinerlei Interesse je an ihnen hatte, der kann natürlich nicht verstehen, daß man sogar mit Hühnern menschlich umgeht. Also von derlei Typen Tierquälerei vorwerfen zu lassen, da „Vermenschlichung“, dies prallt bei uns ab.
 
Wir halten selbstverständlich die Hühner weiter so, wie wir es bisher machen, d.h. die Hühner haben ihren Freiraum, werden von uns nicht gezwungen wo sie sich gerade aufzuhalten haben, können dorthin auf dem Gelände gehen wo sie wollen und nicht wie wir Menschen das wollen. Dazu gehört, daß sie im Winter sich selber aussuchen können in welchen Stall sie gehen wollen, sowohl am Tage wie auch nachts. Und sie können selbst entscheiden, ob sie raus ins Gelände wollen oder drin bleiben wollen.
 
An den sehr kalten Tagen zogen sie es vor in den „warmen“ Kellerstall zu gehen, ja sogar dort am Tage zu bleiben, es war ihre freie Entscheidung, sie hätten auch raus gekonnt. Daß dieser Keller natürlich nicht überheizt ist, das ist auch klar, das weiß ja nun jeder Dumme, daß von großer Wärme in große Kälte zu kommen, schlecht ist. Temperatur im Keller waren 8 Grad plus, im Sommerstall waren 6 Grad minus. Klar hielten sich die Hühner da selbstbestimmt lieber im Kellerstall auf als im eisigen Sommerstall. Schließlich handelt es sich bei unseren Hühnerrassen nicht um Wildhühner, sondern um Hühner die alle vom wärmeliebenden Batavia-Huhn abstammten und das kommt aus den Tropen!
 
Die Anschauung, daß Tieren kein „Luxus“ zustehen würde, die ist weit verbreitet, während wir in Deutschland Hunde selbstverständlich mit zu uns ins Haus nehmen, teilweise an den warmen Kamin, findet man das in vielen anderen Ländern nicht, wo Bauern ihren Hund auch bei größter Kälte draußen in der Hundehütte lassen, angekettet. Für diese Typen sind wir komische Menschen, die angeblich Hunde vermenschlichen.
 
Also um es kurz zu machen, von Bauern lassen wir uns nichts vorschreiben, und schon gar kein schlechtes Gewissen einreden, wenn wir z.B. jedem unserer Hühner einen Namen gegeben haben und wenn z.B. Huhn Mathilde, die, die mir der Hühnerzüchter gar nicht verkaufen wollte, da angeblich ein Kümmerling, bei mir bei meiner Siesta auf der Terrasse, wie z.B. heute (siehe Fotos) auf die Beine springt, sich dort das Gefieder putzt und sich streicheln läßt. Dieserart Zuwendung zu einem Huhn muß zwangsläufig Abwehr bei denjenigen erzeugen, die ein Huhn danach beurteilen wieviele Eier es legt und wie es als Braten schmeckt. Daß wir unsere Hühner niemals schlachten würden, dies erzeugt natürlich bei Bauern nur Kopfschütteln. Sollen sie ihren Kopf schütteln bis ihnen die Haare ausfallen. (lol).

Apropos eigener Willen bei Hühnern: Heute sehe ich unser Huhn Sissi zum ersten Mal im aussortierten alten Rattenkäfig, der zwischen allerlei Gerümpel draußen abgestellt ist, reinflattern, den als gut zu befinden um dort ein Nest zu scharren und dort ein Ei zu legen. Warum nicht? Nicht nur Menschen haben einen freien Willen! 
 
Dieses Gerümpel muß doch mal untersucht werden und der Käfig scheint interessant zu sein!

Sissi hat den alten Rattenkäfig als neues Nest zum Eierlegen für sich entdeckt.

Das "halbe" Hühnchen Mathilde verläßt ihr Nest im Sommerstall.

Ein Kümmerling? Blödsinn! Mathilde ist doch von der einen Seite angesehen, recht niedlich, oder?

Mathildes andere Seite ist nicht hübsch (angeborene Kammanomalie), aber eben punkmäßig (lol)!

Mathilde: Auf Nowacks Knie muß man einfach rauf, der freut sich doch darüber! (Auweiha, eine ganz schlimme Vermenschlichung (lol)! 
 

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