Donnerstag, 23. Oktober 2014

DDR-Nostalgie: "Wir schaffen uns ein Kulturhaus", 1964


 
In den 50er und 60er Jahren, als es in der DDR materiell durch die Zerstörungen des Krieges und der Zwangsleistungen an die Russen an allem mangelte, da wurde dennoch an der Kultur nicht gespart, auf jeden Fall mehr als damals in Westdeutschland getan. So wurden nach sowjetischem Vorbild in jeder Stadt und fast jedem größeren Dorf Kulturhäuser und Klubhäuser der Werktätigen eingerichtet, meistens in alten großen Villen, in Dessau z.B. in der Villa des Industriellen Polysius das Kreiskulturhaus (ein gewerkschaftliches Kulturhaus) „Maxim Gorki“ einquartiert, dies allerdings mit erheblichem Aufwand an Umbauten, wie z.B. der Errichtung eines Kinosaales und vielem anderen mehr. Wo es keine solchen alten Gebäude gab - es war ja während des Krieges das meiste an Häusern in Mitteldeutschland zerstört worden - da baute man auch neu. In den 50er Jahren meistens im „Zuckerbäckerstil“, wie er damals in der Sowjetunion vorherrschend war, aber auch modern im „Stromlinienstil“, der damals in Mode war, der ein Stil war, der nicht nur auf die Architektur beschränkt war, sondern der aus dem Alltagsdesign kam, siehe z.B. Nierentische oder Tütenlampen.

1964, als der Stromlinienstil eigentlich schon im Abklingen war, da kam das Buch von Klaus Wever auf den Markt: „Wir schaffen uns ein Kulturhaus“. Dies war eine praktische Anleitung zur Selbsthilfe bei der Schaffung von Kulturhäusern, herausgegeben vom „Institut für Technologie kultureller Einrichtungen“, im Auftrag des Ministeriums für Kultur der DDR. Mit diesem Buch, welches an die staatlichen und Parteistellen der Städte und Dörfer geschickt wurde, sollten diese animiert werden in Eigeninitiative neue Kulturhäuser zu bauen, was in diesem und jenem Fall auch gelang, aber meistens denn doch an den überall fehlenden Materialien scheiterte.

Ich habe mal ein paar Seiten dieses Buches eingescannt, zur Erinnerung an diese Phase in der DDR- Geschichte, wo die Schaffung von Kulturhäusern und Klubhäusern hoch im Kurs stand. Ich kam an dieses Buch als 14jähriger Jugendlicher, da ich gern in den Klub der Werktätigen in meiner Straße, dem Knarrberg, in Dessau-Ziebigk ging, da natürlich besonders in den damaligen Jugendklub, siehe Links dazu unten. Die Klubleitern, eine Frau Gotsch, hatte in ihrem Bücherschrank etliche von politischen und kulturellen Schriften, so auch dieses Buch, meinte aber: „Das können wir nicht gebrauchen, wir bauen sowieso kein Kulturhaus!“ Das war gerade zu der Zeit, als die meisten Räume des Klubs der Werktätigen an das Dessauer Landestheater für Wohnzwecke von Ensemblemitgliedern schon abgegeben werden mußten, es also mit der Klubbewegung in manchen Städten schon langsam wieder bergab ging. Da ich Interesse an dem Buch hatte, da schenkte sie es mir einfach, da es sonst sowieso im Altpapier gelangt wäre.


 




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