Freitag, 6. Januar 2017

Gute Allgemeinbildung und Tierliebe durch Briefmarkensammeln in der Kindheit?

Als Kind war ich begeisterter Briefmarkensammler und was ich heutzutage immer wieder feststelle, daß heutige Erwachsene, die als Kinder Briefmarkensammler waren, ein viel größeres Allgemeinwissen haben, als diejenigen, die als Kind nicht gesammelt haben. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr - dieser Spruch hat sich in dieser Beziehung bewahrheitet.

Allgemeinbildung lernt man ja bekanntlich nicht in der Schule, aber Briefmarken haben es an sich, daß man sich mit den unterschiedlichsten Dingen beschäftigt und damit wird ein Allgemeinwissen angehäuft, welches viel besser haften bleibt, als das, was man zwangsweise in der Schule beigebracht bekommen hat. Es gibt bei Briefmarken kaum ein Gebiet was nicht behandelt wird, ausgenommen vielleicht Sex. Ansonsten ist alles, aber auch alles vertreten: Geschichte, Länderkunde, Tiere, Pflanzen, Politiker, Schriftsteller, Kunst, Wissenschaftler und, und und. Und wer Briefmarken sammelt, der sammelt ja nicht nur Briefmarken, sondern ist neugierig auf das, was auf den Briefmarken drauf ist und beschäftigt sich mit dem Abgebildeten.

Ich habe mal ein paar Seiten eines meiner Briefmarken-Alben aus der Kindheit eingescannt. Wüßte ich wohl von der unabhängigen Sowjetrepublik Tannu-Tuwa und deren spannender Geschichte, wenn ich nicht eine Briefmarke dieses Landes gehabt hätte (siehe: rote 1) und ich mich dadurch angeregt mit der Geschichte Tannu-Tuwas beschäftigt hätte? Auch mein Interesse für den Hirschkäfer begann mit einer Briefmarke, noch bevor ich je einen lebend zu Gesicht bekam (siehe: rote 2).



Auch mein Interesse für Albanien wurde erstmalig durch eine Briefmarke aus dem Jahre 1956 geweckt (siehe: rote 3). „Republika Popullore e Shquiperise“? Was für ein merkwürdiger Name! Und schon mußte der Wissensdurst gestillt werden und das ausführlich!


Auch meine Kenntnisse über Schmetterlinge gründeten sich durch Briefmarken (siehe: rote 4), auch die von Schnecken und Muscheln und auch die geografischen Kenntnisse Ozeaniens (siehe: rote 5). Hätte ich mich jemals als Kind für Wallis und Futuna interessiert, ohne das Briefmarkensammeln? Mit der Kunst war es nicht viel anders. Kunstpostkarten waren rar in den 50er Jahren, aber es gab Kunst auf Briefmarken, wie z.B. ein Bild von Canaletto auf einer Marke aus Monaco (siehe: rote 6).


Wüßte ich ohne meine Briefmarken in meiner Kindheit wer Rui Barbosa war (siehe: rote 7)? Bestimmt wüßte ich heute auch um das Treffen von Mao mit Stalin, aber angeregt mich mit dieserart Geschichte zu befassen, wurde ich schon in der Kindheit durch eine chinesische Briefmarke (siehe: rote 8).



Ja, und ich möchte auch behaupten, daß meine spätere Tierliebe nicht nur durch das Vorbild meiner Eltern, die z.B. immer Wildvögel im Winter fütterten, sondern auch durch Briefmarken mit Tierabbildungen, so wie die von einem ungarischen Hirtenhund (siehe: rote 9) und einem Schleierschwanz (siehe: rote 10) gefördert wurde.


Geradezu ins Auge sprang mir als Kind die Marke der westdeutschen Bundespost mit einem Rotkehlchen und der Schrift „Schützt die Tiere“ aus dem Jahre 1958 (siehe: rote 11). Nun, Rotkehlchen kannte ich, die fütterten wir auch neben vielen anderen Vögeln und da bedurfte es nicht der Aufforderung Tiere zu schützen. Aber dennoch, solche Briefmarken trugen dazu bei, schon im Kindesalter sich für Tierschutz zu interessieren.


Schon als Kind stellte ich fest, daß diejenigen Mitschüler, die keine Briefmarken sammelten, sich auch für Tierschutz nicht sonderlich interessierten. Sie waren auch sonst ungebildet, „taube Nüsse“ nannten wir Kinder, die Allgemeinbildung hatten, diese Mitschüler, und mit denen wollten wir auch keinen Kontakt haben. So war das damals in den 1950er Jahren in der DDR!

Heute ist Briefmarkensammeln völlig out, nur noch ein paar alte Herren sammeln und Kinder überhaupt nicht mehr. Das finde ich sehr schade und es zeigt sich am mangelnden Allgemeinwissen der Jugend heutzutage, und das trotz Internet und Google!

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